Als wir für den 1. Mai ein Ziel für die traditionelle Wanderung suchten, orientierten wir uns in erster Linie an den vorhergesagten Wetterbedingungen. Diese engten unseren Aktionsspielraum mit dem östlichen Kärnten als eines der wenigen überhaupt trockenen Gebiete ziemlich ein. Und als ich beim Durchstöbern der verschiedenen Wanderportale schließlich auf das Stichwort „Römerstraße“ und ein zwei schöne Photos stieß, stand unser Ziel mit Villach Warmbad fest.
Da sich ansonsten die online verfügbare Literatur zu dem hier angesiedelten Natur- & Kulturlehrpfad noch ziemlich bedeckt hält, hatten wir diesbezüglich geringe bis gar keine Erwartungen.
Umso freudig überraschter waren wir, als wir uns schon nach wenigen Gehminuten mitten in einem Hügelgräberfeld wiederfanden. Insgesamt befanden sich auf dem Gebiet der sgn. Napoleonswiese ursprünglich wohl bis zu 60 dieser Anlagen, von denen eine nicht unerhebliche Anzahl noch heute gut zu erkennen ist. Leider kann man aber auch immer wieder Raubtrichter beobachten. Und tatsächlich barg bei den Untersuchungen im 19. Jahrhundert war wohl nur noch eine Bestattung ungestörte. Sie ging als das „Grab des Schwertträgers“ in die Forschungsgeschichte ein.
Das tut aber dem äußeren Eindruck, den dieses in das 8. bis 6.
vorchristliche Jahrhundert datierte Gräberfeld der Hallstattzeit hinterlässt, keinen Abbruch. Die Vielzahl der noch erhaltenen Grabhügel allein beeindruckt und man beginnt zu verstehen, warum dieses Gräberfeld zu den bedeutesten Kärntens gezählt wird. Schade nur, dass man aktuell noch so wenig über den historischen Hintergrund dieser Stätte erfährt. Die diesbezügliche Beschilderung ist an dieser Stelle doch noch etwas stiefmütterlich. Allerdings lässt ein Artikel der KLEINE ZEITUNG vom März des Jahres auf baldige Besserung hoffen.
Dann wird hoffentlich auch die Ausschilderung des zweiten Erlebnisortes besser werden. Denn auch zu der hier oft noch fast unglaubbar gut erhaltenen Römerstraße finden sich vor Ort so gut wie keine Erläuterungen. Und das wo gerade der Erhaltungszustand der antiken Geleisstrecken eine
Vielzahl an Ausführungen ermöglicht. Angefangen beim angenommenen bzw. in weiten Teilen ja auch nachgewiesenen Streckenverlauf von Rom in die Provinz Noricum und die Entstehung der Rinnen und Tritte. Stellenweise sind sogar noch die Meiselspuren in der Wandung erkennbar, wo der Weg durch den Felsen getrieben wurde. Aber auch die in der wissenschaftlichen Literatur vermuteten Ursachen für die teilweise parallele
Existenz mindestens zweier Wegesystem mit unterschiedlichen Breiten und Ausführungen könnte hier angesprochen werden. Gemeinhin ist nämlich stets nur von der „Römerstraße“ die Rede, die Forschung geht aber davon aus, dass diese Wege schon viel früher genutzt und zumindest von den Kelten auch schon systematisch angelegt wurden. Und unterschiedliche Anforderungen bedurften eben unterschiedlicher Ausführungen.
Trotz alledem ist aber die Anlage für sich genommen natürlich schon beeindruckend. Vor allem, wenn man sich beim Beschreiten noch vorstellt, wie das vielleicht vor 2000 Jahren an dieser Stelle gewesen sein mag: mit einer in keinster Weise vergleichbaren Ausrüstung und vielleicht noch schwere Waren transportierend. Da bekommt man schon Achtung vor den Menschen früherer Epochen.
Somit brachte uns diese Wanderung ein ganz eigenes nicht geplantes Stück erlebte Archäologie und Geschichte ein.
Wir werden sicher nicht das letzte Mal in dieser Gegend gewesen sein. Eine der wenigen Tafeln, die wir am Ende unserer Wanderung etwas abseits der Fundstellen doch noch entdeckt haben, zeigt nämlich, dass es hier noch viel mehr zu entdecken gibt. Und dann planen wir auch genug Zeit ein, um passend zu dieser Freilufterfahrung auch noch die Funde im Villacher Museum bzw. archäologische Sammlung im Kurbad zu besichtigen.
Eine ausführliche Beschreibung der Wanderung auf den historischen Pfaden rund um Villach Warmbad findet sich auf unserem Partner-Blog Mountainbatchers.de
Abbildungsnachweis Abbildungen 1 und 2a/b:
Paul GLEIRSCHER: „Zum Grab des Schwertträgers von der Napoleonswiese über Warmbad Villach. Ein Nachtrag einschließlich drei der verschollen geglaubten Gefäße“, in: Arheološki vestnik 59, 2008, str. 213-225; Bildnachweise S. 215
Das ist ein total gelungener Blog. Ich freue mich schon sehr auf Deine Teilnahme an meiner Blogparade.
Danke, bin gerne dabei.
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